25. 08. 2016
von Ingo Hermes
Kleine Betriebe haben großen Nachholbedarf — Wettbewerbsfähigkeit ist langfristig gefährdet.

Mittelstand in der Analog-Falle

Kleine Betriebe haben großen Nachholbedarf — Wettbewerbsfähigkeit ist langfristig gefährdet.

Deutschlands Mittelstand droht einer Studie zufolge bei der Digitalisierung den Anschluss zu verlieren. "Die mittelständische Wirtschaft schöpft das Potenzial der Digitalisierung bisher bei weitem noch nicht aus", sagte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KtW Bankengruppe heute in Frankfurt. Etwa ein Drittel der Mittelständler befinde sich in einem "Grundstadium" der Digitalisierung - selbst Anwendungen wie ein eigener Internetauftritt seien bei ihnen unterdurchschnittlich verbreitet. Vor allem Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern zählten zu den "Digitalisierungsnachzüglern".

Zwar haben den Angaben zufolge vier von fünf kleinen und mittleren Unternehmen in den vergangenen drei Jahren Projekte umgesetzt und in neue Technologien investiert, der Umfang der Vorhaben sei jedoch meist überschaubar. Die Digitalisierung sei in der Breite im Mittelstand zwar angekommen, aber noch auf niedrigem Niveau, sagte Zeuner.

Knapp die Hälfte gibt den Angaben zufolge weniger als 10 000 Euro pro Jahr für Digitalisierungsprojekte, neue Technologien oder die Verbesserung der IT-Kompetenz der Belegschaft aus. Das gilt vor allem für kleinere Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten. Die Ausgaben des gesamten deutschen Mittelstandes bezifferte die staatseigene KfW auf hochgerechnet zehn Milliarden Euro im Jahr. Bis 2018 seien jährlich zusätzlich mindestens drei Milliarden Euro notwendig, damit die Nachzügler aufholen könnten, sagte Zeuner.

Für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands geht kein Weg an der Digitalisierung vorbei", sagte Zeuner. Dafür müsse nicht nur in Soft- und Hardware, sondern auch in Wissen investiert werden. Bisher stecken die Unternehmen der Studie zufolge mehr Geld in die Technologie als in den Wissensaufbau. Zugleich beklagen 67 Prozent der Firmen, dass es ihren Beschäftigten an IT-Kompetenzen mangele.

Quelle: Handelsblatt, Aug. 2016

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