18. 08. 2017
von Jana Kruse

Hier wird Metall in Form gebracht

WILDESHAUSEN Als Jonas Driefholt nach seiner Schulzeit an der Oberschule in Harpstedt nicht so richtig wusste, wo es beruflich hingehen sollte, empfahl ihm jemand ein Praktikum bei B&F Metallbautechnik in Wildeshausen. „Ich hatte vorher schon Praktika als Zimmermann und KFZ-Mechatroniker gemacht. Das war aber nichts für mich. Dagegen hat mir das Praktikum als Metallbauer super gefallen“, erzählte der 19-Jährige. Inzwischen ist er im dritten Lehrjahr.

Zwei Firmen besucht

Diesen Einstieg ins Berufsleben bekamen am Dienstag auch Jan Christoph Kolloge (17), Elftklässler des Beruflichen Gymnasiums Wildeshausen, und Saeed Rashid (17), Neuntklässler der Hauptschule in Wildeshausen, zu hören. Sie besuchten anlässlich der Ausbildungsreise „Schule trifft Wirtschaft“ die Firma B&F Metallbautechnik an der Wilhelm-Maybach-Straße. Aber weder Jan noch Saeed planen, Metallbauer zu werden. Doch bei der Ausbildungsreise durfte jeder der 350 Schüler eine Firma besuchen, die seinem Berufswunsch nahe kommt, und dazu einen anderen Betrieb.

Anzug statt Blaumann

Jan ist noch offen in seiner Entscheidung, hatte sich aber am Morgen zuerst bei Schütte Treuhand informiert, wo Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und Steuerberater arbeiten. Dagegen hat Saeed eine klare Vorstellung. Er möchte nach dem Realschulabschluss Bankkaufmann werden.

„Anzug und Krawatte sind bei den jungen Leuten mehr gefragt als der Blaumann“, beschrieb Sebastian Frank (30), Vertriebsleiter bei B&F Metallbautechnik, die Nachwuchssorgen der Branche. Er führte die Jugendlichen durch das Unternehmen. „Wenn wir eine Ausbildungsstelle als Metallbauer inserieren, bekommen wir keine Resonanz mehr“, so Frank. Das funktioniere nur noch über persönliche Kontakte – meist von Mitarbeitern. So seien auch die beiden neuen Azubis für Metallbau ins Unternehmen gekommen. Dagegen gebe es für die beiden anderen Ausbildungsberufe – Technischer Produktdesigner und Bürokaufleute – genug Bewerber. „Insgesamt haben wir acht Auszubildende“, sagte Frank. Metallbauer würden jedes Jahr eingestellt, die beiden anderen Ausbildungsberufe immer dann, wenn die Vorgänger ausgelernt haben.

Kooperation betont

„Aus der ersten Besuchsrunde am Morgen sind zwei Jugendliche dabei, die sich für B&F Metallbautechnik interessieren“, berichtete Lehrer Ralf Röhl vom Beruflichen Gymnasium Wirtschaft, dessen Schüler die Ausbildungsreise organisiert hatten. „Einer will sich für ein Praktikum bewerben, ein anderer für eine Ausbildung.“ Früher seien für die Firmen die Kontakte zur Wirtschaft nicht wichtig gewesen. Das sei heute anders. Von den Kooperationen profitierten beide Seiten, so Röhl.

B&F Metallbautechnik beschäftigt laut Frank 80 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist als Zulieferer tätig und fertigt Teile für Industrieanlagen, zum Beispiel der Kraftfutterbranche, Textilindustrie oder Pharmaindustrie. „Unsere Kunden sitzen in ganz Deutschland. Diese Firmen wiederum sind weltweit tätig“, erklärte Frank. B&F Metallbautechnik fertige unter anderem Schalldämpfer, Filtergehäuse und Magnetkästen. „Das Interessante ist, dass es bei uns keine Serienfertigung gibt. Eigenverantwortliches Arbeiten ist deshalb bei uns gefragt“, nannte Frank zwei Vorzüge.

Dierk Fischer (19), Metallbau-Azubi im vierten Lehrjahr (die Ausbildung dauert 3,5 Jahre), baut derzeit einen Ansaugkanal für die Textilindustrie. Er könne nach seiner Ausbildung im Betrieb bleiben, sagte Frank. Doch Metallbauer seien gefragte Leute, die könnten sich quasi den Betrieb aussuchen. Wo Azubi Dirk Fischer später einmal landet, ist klar – daheim im elterlichen Metallbaubetrieb in Bookholzberg. Doch es könne gut sein, dass er erst noch einige Jahre bei B&F Metallbautechnik und in anderen Firmen arbeitet und Erfahrung sammelt.

 

Quelle: NWZ | Text/Foto: Christoph Koopmeiners

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