15. 02. 2018
von Jana Kruse

Der Firmen-DNA auf der Spur

WILDESHAUSEN „Die Lage ist ernst. Und sie wird in den nächsten Jahren nicht besser.“ Diese Worte hat Ingo Hermes von der Mittelstandsvereinigung (MIT) am Donnerstagabend an Unternehmer und Zuhörer in der Aula der Schule Gut Spascher Sand gerichtet. Der HGV (Handels- und Gewerbeverein) Wildeshausen und die MIT haben dort einen Vortrag mit Prof. Dr. Jutta Rump organisiert. Thema: „Qualifizierte Mitarbeiter finden und halten“.

Rump ist Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ludwigshafen. Vor mehr als 70 Zuhörern erläuterte sie, worauf es bei Unternehmen in Zukunft ankommt. Im Vorfeld sagte sie im Gespräch mit der NWZ: „Früher konnten sich viele Unternehmen die Mitarbeiter aussuchen – heute ist es umgekehrt.“ Firmen müssten aufgeweckt werden, dass die Mitarbeiter-Gewinnung schwieriger würde. „Ich möchte den Unternehmen einen Schubs geben.“ Soll auch heißen: „Ich glaube, viele kleine und mittelständische Unternehmen neigen zum Understatement.“ Mit anderen Worten: Sie würden sich unter Wert verkaufen. Diese Vorgehensweise sei aber falsch, sagt Rump. Ihre Taktik: „Tue Gutes und rede darüber.“ Die „DNA“ der Unternehmen müsste herausgefiltert werden. Wie kann sich ein Unternehmen attraktiv machen? Das bedeute auch, dass manche Firmen moderner werden und denken müssten. „Der Kunde ist knapp und Fachkräfte sind auch knapp.“

Diese Botschaft vermittelte sie während ihres Vortrages auch den Zuhörern. Zu Beginn stellte sie jedoch klar, dass sie die eine Lösung, um Fachkräfte zu gewinnen, nicht habe: „Ich habe kein Rezept dafür.“ Sie zeigte die Probleme auf, die derzeit auf dem Arbeitsmarkt herrschten: Sie nannte das Stichwort Wertewandel. Junge Arbeitnehmer hätten heutzutage die Mentalität, bei der Arbeitssuche wählerischer zu sein – dies war aber nur einer von mehreren genannten Faktoren. Das Angebot an Mitarbeitern sinke durch den demografischen Wandel, die Nachfrage seitens der Arbeitgeber steige: Es klaffe eine Lücke auf. Aber wie diese Lücke schließen?

Sie nannte Nachhaltigkeit. „Ich kann keinen Arbeitgeber brauchen, der mich auspresst wie eine Zitrone.“ Das habe viel mit Eigenverantwortung zu tun. Und: Nicht nur der Arbeitgeber, sondern auch der Arbeitnehmer müsse mit den eigenen Ressourcen schonend umgehen. Rump zeigte mehrere Wege auf, um an ein Ziel zu kommen: qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Der Vortrag ließ zudem Raum für Diskussionen.

 

Quelle: NWZ | Text: Verena Sieling

Zurück